Berufliche Teilhabe
Arbeitslosigkeit als Risikofaktor für den Therapieerfolg
Der Anteil arbeitsloser Patientinnen und Patienten in den Suchthilfeeinrichtungen ist in den vergangenen Jahrzehnten überproportional angestiegen, je nach Diagnose und Geschlecht liegt er im ambulanten Bereich zwischen 20,4% (pathologisches Glücksspiel/Männer) und 63,8% (Opioide/Frauen), im stationären Bereich zwischen 35,7% (pathologisches Glücksspiel/Frauen) und 60% (Opioide/Frauen)(Deutsche Suchthilfestatistik 2016). Besonders betroffen sind dabei diejenigen, die zu den sogenannten "Problemgruppen" des Arbeitsmarktes zählen: ältere, beruflich gering qualifizierte und gesundheitlich eingeschränkte Menschen.
Für den Erfolg der Suchtbehandlung stellt dies einen bedeutsamen Risikofaktor dar: Arbeitslosigkeit - insbesondere Langzeitarbeitslosigkeit - vergrößert nicht nur das Risiko der Entwicklung oder Chronifizierung einer Suchtkrankheit, sie erhöht auch erheblich die Rückfallquote nach erfolgreich beendeter Therapie. Bei arbeitslosen Alkoholkranken beispielsweise ist diese Quote doppelt so hoch wie bei Alkoholkranken mit Arbeitsplatz.
Arbeits- und erwerbsbezogene Aktivitäten der Suchthilfe
Um die soziale und berufliche Teilhabe der betroffenen Suchtkranken zu sichern und damit zugleich die Effektivität und Nachhaltigkeit der Therapiemaßnahmen der Suchthilfe, stellt die arbeits- und erwerbsbezogene Integration suchtkranker Menschen ein bedeutendes Anliegen auch der Suchthilfe in Niedersachsen dar. In den vergangenen Jahren wurde ein breites Repertoire an Maßnahmen entwickelt, um die Arbeitslosen unter den Suchtpatient/innen bereits während der Therapiemaßnahmen auf einen (Wieder)Einstieg in das Berufsleben vorzubereiten.
Eine Erhebung der NLS aus dem Jahr 2013 gibt einen Überblick über die erwerbsbezogenen Aktivitäten und Angebote sowie die beschäftigungsbezogenen Kooperationsstrukturen der Suchthilfe in Niedersachsen: "Angebote - Strukturen - Bedarfe zur beruflichen Integration und Teilhabe suchtkranker Menschen. Ergebnisse einer Erhebung der NLS 2013"
"Sucht und Teilhabe - Eine Expertise für Niedersachsen" (2015)
Die Expertise stellt eine Bestandsaufnahme der vielfältigen Angebote der Suchthilfe in Niedersachsen dar, Suchtkranke in Hinsicht auf ihre Teilhabe am Arbeitsleben und am gesellschaftlichen Leben zu unterstützen - ausgehend vom Anspruch der UN-Behindertenrechtskonvention und dem damit verbundenen Teilhabekonzept.
Die Expertise mündet in Hinweisen und Empfehlungen, wie die Teilhabesituation von Suchtkranken durch die Weiterentwicklung von Angeboten und Strukturen noch verbessert werden könnte. Die Vorschläge richten sich an Einrichtungen, Träger und Verbände der Sucht- und Suchtselbsthilfe sowie an deren Kooperationspartner in den Kommunen und im Land Niedersachsen.
Die Expertise wurde im Auftrag der NLS von Prof. Dr. Knut Tielking, Hochschule Emden-Leer, als wissenschaftliches Gutachten erstellt. Sie kann als Broschüre bei der NLS bestellt oder von der Homepage der NLS heruntergeladen werden:
Expertise "Sucht und Teilhabe"
Förderung guter Praxis durch Fachtagungen
Die NLS hat in den vergangenen Jahren eine Reihe von Fachtagungen durchgeführt, um für die Problematik zu sensibilisieren und Modelle und Projekte guter Praxis vorzustellen. Weiteres Anliegen war, die Kooperation zwischen den Fachkräften der Suchthilfe und Fachkräften der Arbeitsagenturen/Jobcenter wie auch weiterer Kooperationspartner zu fördern. In regionsspezifischen Foren wurde gemeinsam über Herausforderungen und Lösungsmodelle diskutiert - und oft auch konkrete Schritte zur Verbesserung der Kooperationsbeziehungen vereinbart.
Fachtagungen