Trampolin

Trampolin-Logo

Trampolin - Kinder aus suchtbelasteten Familien entdecken ihre Stärken

Trampolin in Niedersachsen



Ausgangssituation

In Deutschland leben ca. 2,65 Mio. Kinder und Jugendliche zeitweise oder dauerhaft mit mindestens einem alkoholabhängigen Elternteil zusammen. Hinzu kommen Kinder, deren Eltern drogenabhängig sind oder eine andere stoffgebundene Abhängigkeitserkrankung aufweisen. Diese Kinder machen häufig belastende familiäre Erfahrungen, die ihre Entwicklung gefährden können. So zeigen Forschungsergebnisse, dass Kinder suchtkranker Eltern deutlich anfälliger für die Entwicklung einer eigenen Suchtproblematik und andere psychische Auffälligkeiten sind als andere Kinder.[1]
2008 wurde vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) die Entwicklung und Evaluation eines modularen Präventionskonzepts für Kinder aus suchtbelasteten Familien ausgeschrieben. Damit reagierte das BMG auf das Fehlen eines standardisierten und evaluierten Präventionsangebots für diese Zielgruppe in Deutschland. Die Katholische Hochschule Nordrhein-Westfahlen und das Deutsche Zentrum für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalter (DZSKJ) am Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf erhielten den Auftrag, im Zeitraum von 2008 bis 2012 ein entsprechendes Angebot zu entwickeln.


Trampolin – Kinder aus suchtbelasteten Familien entdecken ihre Stärken

Die beiden o.g. Institutionen entwickelten gemeinsam mit weiteren Wissenschaftler/innen und Praktiker/innen ein modulares Gruppenprogramm für 8-12-jährige betroffene Kinder. Nach der theoretischen und praktischen Konzept- und Manualentwicklung wurden bundesweit in insgesamt 27 Einrichtungen der Sucht- und Jugendhilfe Trampolin und/oder das Hüpfburg[2]-Angebot durchgeführt und begleitend erforscht.

Ziele des Trampolin-Programms:

Kinder

  • Erlernen effektiver Stressbewältigungsstrategien
  • Reduzierung des psychischen Belastung
  • Erhöhung des Kenntnisstandes der Kinder über die Wirkung von Drogen und den Effekt von Sucht auf die betroffene Person und deren Familie
  • Erhöhung des Selbstwertes/Aufbau eines positiven Selbstkonzeptes
  • Erhöhung der Selbstwirksamkeitserwartung

Eltern
  • Stärkung der Eltern in Hinblick auf ihr Selbstvertrauen in der Elternrolle
  • Förderung der Erziehungskompetenz
  • Zunehmende Sensibilisierung für die Auswirkung elterlicher Sucht auf ihre Kinder

Inhalte des Trampolin-Programms:

Trampolin setzt sich aus 9 Gruppensitzungen à 90 Minuten für Kinder zwischen 8 und 12 Jahren bei einer Gruppengröße von ca. 6-8 Kindern und zwei Elternabende zusammen. Die Gruppensitzungen werden von einer/einem Kursleiter/in geleitet.

Themen der Gruppensitzungen:

1.       Vertrauensvolle Gruppenatmosphäre schaffen
2.       Selbstwert/positives Selbstkonzept stärken
3.       Über Sucht in der Familie reden
4.       Wissen über Sucht und Süchtige vergrößern
5.       Mit schwierigen Emotionen umgehen
6.       Probleme lösen und Selbstwirksamkeit erhöhen
7.       Verhaltensstrategien in der Familie erlernen
8.       Hilfe und Unterstützung einholen
9.       Positives Abschiednehmen

Alle Kindermodule haben einen allgemeinen Ablauf mit wiederkehrenden Elementen.
Zu Beginn und zum Ende finden jeweils ein Elternabend mit dem Ziel der Sensibilisierung und Stärkung der Eltern statt.

Evaluation:

Im Rahmen der Evaluation konnte gezeigt werden, „dass die Kinder von beiden Interventionen in vielfältigen Bereichen der Stressbewältigung, des Selbstkonzepts und der Lebensqualität profitierten. Die Teilnehmer der ‚Trampolin‘-Gruppe wiesen jedoch im Vergleich zur Kontrollgruppe nach der Intervention und auch nach sechs Monaten eine geringere psychische Belastung und einen besseren Kenntnisstand zum elterlichen Suchtverhalten auf. Im Elternurteil zeigte sich zudem eine signifikant höhere Stressbewältigungskompetenz im Bereich der konstruktiv-selbstberuhigenden Emotionsregulation. In der begleitenden Prozessevaluation wurde ein hohe Akzeptanz des ‚Trampolin‘-Programms seitens der Kursleiter, der teilnehmenden Kinder und Eltern deutlich. Bezüglich des Gruppengefühls und der Frage danach, ob das Kind des Kurs weiterempfehlen würde, war der ‚Trampolin‘-Kurs der suchtunspezifischen Intervention überlegen.“[3]

Das Trampolin-Programm wurde unter dem Titel „Kinder aus suchtbelasteten Familien stärken – Das ‚Trampolin‘-Projekt“ im Hogrefe-Verlag veröffentlicht.[4]

Trampolin – Transfer in Niedersachsen

Die besondere Problematik der Kinder aus suchtbelasteten Familien ist in den letzten Jahren in der Suchthilfe und Suchtprävention verstärkt in den Blick genommen worden. Trotz vielfältiger Probleme (z.B. Zugang zur Zielgruppe, unklare Zuständigkeiten und Finanzierung, keine standardisierte und evaluierte Programme für ambulante Fachstellen) haben viele Fachstellen unterschiedlichste Angebote für die Zielgruppe der Kinder aus suchtbelasteten Familien entwickelt.

Das Vorhandensein des evaluierten modularen Gruppenangebot-Konzeptes Trampolin erleichtert den Fachstellen das Angebot auf dieser Ebene sehr und bildet eine sinnvolle Ergänzung.

Mit den Mitteln des Niedersächsischen Sozialministeriums zur Implementierung von Trampolin in Niedersachsen konnten wir am 10.-11. April 2012 im Rahmen einer 2-tägigen Schulung in Hannover insgesamt 22 Mitarbeiter/innen aus 16 niedersächsischen Fachstellen für Sucht und Suchtprävention im Trampolin-Programm schulen. Referentinnen waren die Mitentwicklerin Dr. Sonja Bröning vom DZSKJ und Claudia Mierzowski von der Drogenhilfe Hildesheim gGmbH, die bereits in der Erprobungsphase Trampolin sehr erfolgreich in Hildesheim umsetzen konnte.

Literatur 

Bröning et al.: Trampolin. Konzeption und Evaluation eines modularen Präventionskonzepts für Kinder aus suchtbelasteten Familien. Abschlussbericht an des Bundesministerium für Gesundheit, 2012, als Download unter www.drogenbeauftrage.de →Trampolin.

Klein, M.: Kinder aus alkoholbelasteten Familien. In: Michael Klein (Hg.): Kinder und Suchtgefahren. Risiken – Prävention – Hilfen, Stuttgart: Schattauer, 2008 und

Klein, M., Moesgen, D., Bröning, S., Thomasius, R.: Kinder aus suchtbelasteten Familien stärken. Das ‚Trampolin‘-Programm. Göttingen u.a.: Hogrefe, 2013.

1 Vgl. z.B. Klein, M.: Kinder aus alkoholbelasteten Familien. In: Michael Klein (Hg.): Kinder und Suchtgefahren. Risiken – Prävention – Hilfen, Stuttgart: Schattauer, 2008 und
Bröning et al.: Trampolin. Konzeption und Evaluation eines modularen Präventionskonzepts für Kinder aus suchtbelasteten Familien. Abschlussbericht an des Bundesministerium für Gesundheit, 2012, als Download unter www.drogenbeauftrage.de →Trampolin.



2 Für eine Kontrollgruppe wurde ebenfalls ein Gruppenangebot konzipiert, was denselben zeitlichen Umfang wie Trampolin hatte, allerdings keine inhaltliche Ausrichtung auf die Suchterkrankung der Eltern. In der Hüpfburg wurde ausschließlich gespielt.



 3 Bröning et al., a.a.O., S. 10.



4 Klein, M., Moesgen, D., Bröning, S., Thomasius, R.: Kinder aus suchtbelasteten Familien stärken. Das ‚Trampolin‘-Programm. Göttingen u.a.: Hogrefe, 2013. (http://www.hogrefe.de/programm/kinder-aus-suchtbelasteten-familien-staerken.html)

 

nach oben